REITERJOURNAL-EXTRA 2020

Rj Extra Sie haben das Stuttgart German Masters am 30. Juli abgesagt. Das war durchaus vorausschauend, denn im November 2020 befinden wir uns im Lockdown. Heute müssten Sie sogar kurzfristig absagen. Hatten Sie prophetische Fähigkeiten? Claus Lederer: Nein, wir sind natürlich keine Pro- pheten, sondern Realisten. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen haben zu der Entscheidung geführt. Zum Zeitpunkt der Absage Ende Juli galt die Zuschauerbeschränkung von maximal 500 Personen bereits bis 31. Okto- ber. Nachdem das Infektionsgeschehen in Deutsch- land und unseren europäischen Nachbarn bereits im Sommer nicht weiter nachgelassen hat, war zu erwarten, dass wir im November nicht mit einer normalen Zuschauerkapazität rechnen können. Apropos Lockdown. Viele Menschen kritisieren, dieses Mal sei die Veranstaltungsbranche unfair hart getroffen worden, sehen Sie das auch so? Andreas Kroll: Das ist absolut richtig und kann ich nur bestätigen. Die professionelle Veranstaltungs- branche hat in den vergangenen Monaten während der Pandemie bereits bewiesen, dass sie Hygiene- konzepte planen und umsetzen kann, die funktio- nieren. Vor allem große Veranstaltungsstätten sind dafür geeignet, zudem haben wir viele erfahrene Mitarbeiter, die wissen, wie Events funktionieren und umgesetzt werden können. Wer hat im Juli eigentlich das letzte Wort gespro- chen? Und welches Argument war letztendlich entscheidend für die finale Absage? Andreas Kroll: Es war ein intensiver Abstim- mungsprozess innerhalb unseres Unternehmens und des Gesamtprojektes. Im Mittelpunkt stand die Gesundheit unserer Besucher, der Aktiven, unse- rer Dienstleister und unseres Teams. Ein weiterer zentraler Aspekt waren die wirtschaftlichen Aus- wirkungen eines Turniers ohne Zuschauer. Eine leere Halle bedeutet keine Atmosphäre und keine Einnahmen. Das konnten wir nicht verantworten. Waren sich die sportlichen Leiter und die Ent- scheider der in.Stuttgart einig? Claus Lederer: Wir haben uns im Vorfeld mit un- seren sportlichen Leitern und den Hauptsponsoren dazu intensiv ausgetauscht. Zudem standen wir als Weltcup-Turnier auch mit der FEI auf internationa- ler Ebene und den nationalen Pferdesportverbän- den in einem steten Austausch. Letztendlich kamen wir alle gemeinsam zu dem Entschluss. Welche Resonanz haben Sie auf diese Entschei- dung im Nachgang bekommen? Claus Lederer: Die Absage des Turniers wurde von unseren Partnern und Sponsoren mit großem Ver- ständnis und gleichsam mit viel Bedauern aufge- nommen. Das gilt auch für die aktiven Reiter sowie für unsere vielen Fans. Die Stuttgart German Masters haben für die in.Stuttgart immer einen Profit abgeliefert, jetzt muss man für die ausgefallene Veranstaltung trotz der frühen Absage ein Defizit einplanen. Können Sie es beziffern? Andreas Kroll: Die Stuttgart German Masters sind für uns die größte und aufwändigste Eigenveran- staltung, die wir in unserer Etatplanung immer kos- tendeckend abbilden konnten. Sobald sich finanzielle Spielräume ergeben, in- vestieren wir die in unser Turnier. So haben wir beispielsweise 2019, durch die Beteiligung neuer Sponsoren, das Preisgeld anheben können. Durch die Absage bleibt unterm Strich wohl ein Defizit im mittleren fünfstelligen Bereich. Wodurch entstehen trotz der Absage der German Masters noch Kosten und wer trägt sie? Claus Lederer: Das sind insbesondere wiederkeh- rende Vorlaufkosten für Grafik und Werbemittel, den Betrieb unserer Onlinemedien oder auch Al- ternativkonzepte, die wir im Hinblick auf die Pan- demie ausgearbeitet haben. Es sind Ausgaben als Veranstalter und diese werden von uns getragen. Verständnis und Bedauern „ Interview mit in.Stuttgart-Geschäftsführer Andreas Kroll und Projektleiter Claus Lederer zur Absage, ihren Konsequenzen und den Hoffnungen für 2021 Interview: Roland Kern | Fotos: Thomas Hartig “

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