REITERJOURNAL-EXTRA 2020

D ie Schleyer-Halle ist zum Jahresabschluss immer mein großes Highlight und ich kann an tolle Erfolge zurückdenken, das Abreiten so nah und die ganzen Aussteller, das ist schon toll, und dann in die wunderschöne Halle einzureiten, das ist ein Gänsehautmoment.“ So spricht Ann-Ka- thrin Lindner über das German Masters-Turnier in der Schleyer-Halle. Es gibt wenige Sportler aus dem Land, die so eindrückliche und ganz unterschiedli- che Erinnerungen an ihre Starts haben. Freud und Leid lagen ein paar Mal eng beieinan- der. Obwohl gerade mal 24 Jahre jung, wäre die gelernte Physiotherapeutin dieses Mal im fünften Jahr in Folge eingeritten, das ist zumindest ein heimlicher Rekord. Fünf Mal angetreten ist sie be- reits, da sie im November 2019 sowohl mit Dulcia im iWest-Finale antrat (und siegte) und mit Flatley im Finale des Piaff-Förderpreises für die Dressur- reiter U25. In dieser Tour, der wichtigsten Nach- wuchsserie im Drei-Sterne-Bereich, war sie als Europameisterin dieser Altersklasse jetzt Favoritin auf den Sieg. Das ist sie mit dem Württemberger Wallach Sunfire, der sich so enorm gesteigert hat, immer noch – nun allerdings auf dem Schafhof, wo das Finale kurz vor Weihnachten ersatzweise ausgetragen wird. Ann-Kathrin Lindner, jüngster Spross einer Reiterfamilie aus Ilsfeld, ist – wie halb Baden-Württemberg – mit der Schleyer-Halle auf- gewachsen. Als Kind fuhr sie mit ihren Eltern Ul- rike und Werner und dem älteren Bruder Pascal, einem Springreiter, natürlich jeden November in die Hauptstadt, bewunderte Isabell Werth und all die anderen. Als sie später nach der erfolgreichen Pony-Zeit schließlich S-Dressuren ritt und im Lan- deskader der Jungen Reiter gelandet war, träumte sie von einem eigenen Start in der Arena. Was üb- rigens für baden-württembergische Dressurreiter durchaus greifbar ist – durch den iWest-Cup. 2016 gelang erstmalig die Qualifikation mit Rubin Re- noir, das Paar führte bis zum Schluss und musste sich dann doch von der letzten Starterin geschla- gen geben. Da flossen Tränen der Anspannung. Der zweite Ritt, und wieder der zweite Platz ein Jahr später, war ein viel freudigeres Ereignis. Die Große Tour im Blick Es war die Premiere von Sunfire, der Beginn einer großen gemeinsamen Zeit, in die dann der iWest- Finalsieg 2018 fiel. Als der schicke Rappe schon piaffierte und passagierte, „packte“ die hochge- wachsene junge Frau die Stute Dulcia aus und ver- teidigte ihren Titel. Für die Absage in diesem Jahr – so traurig sie darüber ist – hat sie Verständnis. Schon jetzt denkt sie an die nächste Saison, denn dann wird es ihre Abschiedsveranstaltung im Piaff- Förderpreis sein, wenn alles gut läuft. Wie die Zeit doch vergeht. „Sunfire ist ein Pferd mit vielen oder sogar allen Möglichkeiten“, erklärt sie – und ihr Trainer Reitmeister Karl-Heinz Streng ist ohnehin auf seine Art alterslos und fokussiert. Sie denken zumindest schon mal an einen Start auch in der Großen Tour Stuttgarts, wenn 2021 alles wieder normal ist. Was wir ja alle hoffen ... 42 |  Reiterjournal Rj Extra Ann-Kathrin Lindner „So viele Emotionen“ Die zweifache iWest-Siegerin Ann-Kathrin Lindner wäre in ihrem fünften Schleyer-Hallen-Jahr als Favoritin im Piaff-Preis angetreten. Text: Roland Kern | Foto: Thomas Hartig Ann-Kathrin Lindner wäre zu gerne nach Stuttgart gereist.

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